Ein Stolperstein für Ruth Stukenbrock
„Ruth wurde von zuhause abgeholt“ – dieser Ausspruch ist im Gedächtnis der Familie Wesselmann und im kollektiven Gedächtnis der älteren Borgholzhausener hängen geblieben. Auch wenn das Mädchen tatsächlich nicht von zuhause abgeholt, sondern unter Mitwirkung der Familie in die Kinderfachabteilung Marsberg kam, wussten doch viele: Die staatliche Gewalt war übermächtig. Auch Ruth kehrte nicht zurück, sondern starb unter ungeklärten Umständen im Alter von 14 Jahren. „Ruth ist abgeholt worden“ steht für die Gewalt und das Ungeheuerliche, das man ihr angetan hat.
Sie hat am 31.1.2024 einen Stolperstein in Borgholzhausen mit der Aufschrift „ermordet“ erhalten.
Ruth Stukenbrock wird 1927 als jüngstes von sechs Kindern der Eltern Johanna und Heinrich Stukenbrock auf dem Bauernhof in Barnhausen-Winkelshütten 22 geboren. Sie hat drei Brüder und zwei Schwestern. Im Alter von einem Jahr erleidet sie eine Hirnhautentzündung und bleibt seitdem in ihrer geistigen Entwicklung zurück. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr lebt Ruth mit ihrer Familie auf dem elterlichen Bauernhof. Sie geht nicht zur Schule, kann aber am Hofleben teilnehmen. Dann kommt sie im Frühjahr 1941 in die „Kinderfachabteilung“ der Provinzialheilanstalt Marsberg.
Eva-Maria Eggert hat ihr Schicksal recherchiert: Zur Biografie von Ruth Stukenbrock
Wilhelm Wesselmann ist der Neffe von Ruth Stukenbrock. Er sagt: " Meine Mutter (geb. 1925) hat über ihre Schwester Ruth kaum etwas berichtet, sie erzählte nur: "Ruth war krank oder behindert und wurde zuhause abgeholt". Eine weitere Tante von mir sprach überhaupt nicht darüber. Als junger Mensch hat mich das auch nicht so interessiert, aber mittlerweile schon sehr. Hier in Borgholzhausen gibt es noch eine 99-jährige Frau, die sich gut an die "Sache Ruth Stukenbrock" erinnern kann."